Der Chaos Computer Club (CCC) hat einen schwerwiegenden Datenskandal bei Volkswagen aufgedeckt, der als VW Datenskandal 2.0 bezeichnet werden kann. Laut den Enthüllungen des CCC hat der Volkswagen-Konzern systematisch Bewegungsdaten von hunderttausenden Fahrzeugen der Marken VW, Audi, Skoda und Seat erfasst und über lange Zeiträume gespeichert [Quelle: 1]. Diese Bewegungsdaten könnte man als Maschinendaten, also als Industrie 4.0 Daten, betrachten. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass diese sensiblen Daten, einschließlich Informationen über Fahrzeughalter, ungeschützt im Internet zugänglich waren [Quelle: 1].
Der VW Datenskandal 2.0 betrifft nicht nur Privatpersonen, sondern auch Fuhrparkverwaltungen, Vorstände und Aufsichtsratsmitglieder von DAX-Konzernen sowie diverse Polizeibehörden in Europa [Quelle: 1]. Besonders brisant ist die Erfassung von Bewegungsdaten von 35 elektrischen Streifenwagen der Hamburger Polizei, die auf der VW-Plattform für Dritte einsehbar gespeichert wurden [Quelle: 1].
Die von der VW-Tochter Cariad gesammelten Informationen umfassen präzise Angaben zum Standort und Zeitpunkt des Abschaltens der Zündung [Quelle: 1]. Diese Bewegungsdaten sind mit weiteren personenbezogenen Daten verknüpft, was Rückschlüsse auf Zulieferer, Dienstleister, Mitarbeiter oder sogar Tarnorganisationen von Sicherheitsbehörden ermöglicht [Quelle: 1].
Da ich kein Rechtsanwalt bin, darf ich hier keine rechtliche Beratung veröffentlichen. Als Datenschutzbeauftragter, ausgebildet nach dem Ulmer Modell, komme ich für mich zu dem folgenden Ergebnis: Der VW Datenskandal 2.0 stellt einen erheblichen Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) und die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) dar. Gemäß den geltenden Datenschutzgesetzen haben die betroffenen ca. 460.000 VW-Fahrer nun das Recht, Auskunft über ihre gespeicherten Daten zu verlangen.
Der §34 BDSG regelt das Auskunftsrecht der betroffenen Person. Betroffene Personen haben das Recht, Informationen über die zu ihrer Person gespeicherten Daten, deren Herkunft, den Zweck der Verarbeitung und die Empfänger zu erhalten.
Der Artikel 15 DSGVO beschreibt das Auskunftsrecht der betroffenen Person.
Dieses Recht umfasst:
Der VW Datenskandal 2.0 könnte weitreichende Folgen für den Volkswagen-Konzern haben. Neben möglichen rechtlichen Konsequenzen und Bußgeldern droht ein erheblicher Reputationsschaden. Das Vertrauen der Kunden in den Datenschutz bei VW dürfte stark erschüttert sein.
Volkswagen könnte mit hohen Bußgeldern konfrontiert werden. Gemäß Art. 83 DSGVO können Verstöße gegen die Datenschutzbestimmungen mit Geldbußen von bis zu 20 Millionen Euro oder bis zu 4% des gesamten weltweit erzielten Jahresumsatzes des vorangegangenen Geschäftsjahrs geahndet werden [Quelle: 2].
Der VW Datenskandal 2.0 könnte das Image des Konzerns nachhaltig schädigen. Kunden könnten das Vertrauen in die Marke verlieren, was sich negativ auf Verkaufszahlen und Marktanteile auswirken könnte.
Betroffene Kunden könnten Schadensersatzansprüche geltend machen. Zudem drohen möglicherweise Sammelklagen, die den Konzern über Jahre hinweg beschäftigen und finanziell belasten könnten.
Im Kontext des VW Datenskandals 2.0 rückt die Rolle der Datenschutzbeauftragten bei Volkswagen in den Fokus. Ihre Aufgabe ist es, die Einhaltung der Datenschutzvorschriften zu überwachen und als Ansprechpartner für Betroffene und Aufsichtsbehörden zu fungieren.
Gerade der letzte Punkt ist wichtig. Stellen Sie sich nur einmal vor, alle 460.000 Kunden würden Auskunft verlangen. Jeder einzelne Fall müsste vollumfänglich bearbeitet werden und auch wenn die Datenschutzprofis bei VW rasend schnell wären, bräuchten sie nach meiner Erfahrung mind. einen Tag pro Fall. Das wären also 460.000 Tage = 2191 Mann-Jahre, legt man die Verfügbarkeit je Mitarbeiter mit 210 Tagen / Jahr an.
Der VW Datenskandal 2.0 wirft Fragen zur Effektivität der Datenschutzmaßnahmen bei VW auf. Die Datenschutzbeauftragten stehen vor der Herausforderung, die Ursachen für die Datenschutzverletzung zu identifizieren und Maßnahmen zur Verhinderung ähnlicher Vorfälle in der Zukunft zu implementieren.
Der VW Datenskandal 2.0 offenbart gravierende technische Mängel in der Datensicherheit des Konzerns. Die Tatsache, dass sensible Daten ungeschützt in einem Amazon-Cloudspeicher zugänglich waren, deutet auf fundamentale Schwachstellen in der IT-Infrastruktur hin [Quelle: 4].
Die von der VW-Softwaretochter Cariad verantwortete Sicherheitslücke ermöglichte den Zugriff auf Standortdaten von rund 800.000 Elektroautos [Quelle: 4]. Besonders detailliert waren die Informationen bei Besitzern der VW-Modelle ID.3 und ID.4 [Quelle: 4].
Der aktuelle VW Datenskandal 2.0 ist nicht der erste Vorfall dieser Art bei Volkswagen. Bereits in der Vergangenheit gab es Bußgelder wegen Datenschutzverstößen.
Im Juli 2022 verhängte die Landesbeauftragte für den Datenschutz Niedersachsen ein Bußgeld von 1,1 Millionen Euro gegen Volkswagen [Quelle: 5]. Grund waren Datenschutzverstöße im Zusammenhang mit Forschungsfahrten für ein Fahrassistenzsystem [Quelle: 5].
Der VW Datenskandal 2.0 zeigt, dass trotz früherer Vorfälle und Bußgelder die Datenschutzmaßnahmen bei Volkswagen offenbar nicht ausreichend verbessert wurden. Dies unterstreicht die Notwendigkeit einer grundlegenden Überarbeitung der Datenschutzstrategie des Konzerns.
Volkswagen hat auf die Enthüllungen des CCC reagiert und versucht, die Situation zu beschwichtigen. Der Konzern erklärte, dass der Zugriff auf die Daten „in einem sehr komplexen, mehrstufigen Verfahren“ erfolgt sei [Quelle: 1]. Laut VW habe der CCC lediglich auf pseudonymisierte Fahrzeugdaten zugreifen können, die keine Rückschlüsse auf einzelne Personen zuließen [Quelle: 1].
Linus Neumann, Sprecher des Chaos Computer Clubs, betonte die Schwere des Vorfalls: „Das Problem ist, dass diese Daten überhaupt erhoben und über einen so langen Zeitraum gespeichert werden. Dass sie obendrein schlecht geschützt waren, setzt dem Ganzen nur die Krone auf.“ [Quelle: 1]
Der VW Datenskandal 2.0 wird voraussichtlich weitreichende Folgen für den Volkswagen-Konzern und möglicherweise für die gesamte Automobilindustrie haben.
Es ist zu erwarten, dass dieser Vorfall zu einer Verschärfung der Datenschutzregulierungen in der Automobilbranche führen wird. Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden könnten strengere Vorgaben für den Umgang mit Fahrzeugdaten erlassen.
Volkswagen wird erhebliche Anstrengungen unternehmen müssen, um das Vertrauen der Kunden und der Öffentlichkeit zurückzugewinnen. Dies könnte die Einführung transparenterer Datenschutzpraktiken und die Gewährung größerer Kontrolle für Nutzer über ihre Daten umfassen.
Der VW Datenskandal 2.0 könnte als Weckruf für die gesamte Automobilindustrie dienen. Andere Hersteller werden ihre eigenen Datenschutzpraktiken überprüfen und verbessern müssen, um ähnliche Vorfälle zu vermeiden.
Der VW Datenskandal 2.0 markiert einen Wendepunkt in der Diskussion um Datenschutz in der Automobilindustrie. Er zeigt deutlich die Risiken und Herausforderungen, die mit der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung von Fahrzeugen einhergehen. Volkswagen steht nun vor der Aufgabe, nicht nur die unmittelbaren Folgen des Skandals zu bewältigen, sondern auch langfristige Lösungen zu entwickeln, die das Vertrauen der Kunden wiederherstellen und zukünftige Datenschutzverletzungen verhindern.
Die Automobilindustrie insgesamt muss aus diesem Vorfall lernen und proaktiv Maßnahmen ergreifen, um die Privatsphäre und Sicherheit der Fahrzeugnutzer zu schützen. Nur so kann das Vertrauen in die digitale Transformation der Mobilität gewahrt und gestärkt werden.
Der VW Datenskandal 2.0 unterstreicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überprüfung und Verbesserung von Datenschutzpraktiken in einer zunehmend vernetzten Welt. Er sollte als Mahnung dienen, dass der Schutz personenbezogener Daten nicht nur eine rechtliche Verpflichtung, sondern auch eine ethische Verantwortung und ein entscheidender Faktor für den langfristigen Geschäftserfolg ist.